Kaufberatung

Augen auf beim Gebrauchtwagenkauf! Dieser universelle Ratschlag aus den Überschriften wohlmeinender Ratgeber der vergangenen Jahrzehnte gilt natürlich auch für den Kauf eines CX. Ebenso wie alle allgemeingültigen Weisheiten, die sich auf jeden beliebigen Gebrauchtwagen beziehen. Andererseits sind inzwischen die allermeisten CXe in Liebhaberhand, werden nicht mehr im Alltag genutzt und sind dementsprechend nicht beim windigen Fähnchenhändler, sondern in wertschätzenden Händen zu finden. Daneben gibt es natürlich immer Restaurationsprojekte im Angebot, die auch als solche zu erkennen sind. Und im Zweifelsfall ist ein CX, wie jedes alte Auto, eher ein Projekt als Keines.
Mit folgendem Text möchte Julius Goldmann den Interessenten bei der Annäherung an das Objekt seiner Wünsche unterstützen:

Ist man erst einmal auf der Suche nach einer „Madame CX“ in guter Konstitution für ein gemeinsames Abenteuer auf vier weichen Kissen, da man sich „par hasard“ in deren Linien und Fahrverhalten doch etwas verguckt hat, so gilt es natürlich einige Hinweise zum Zustand richtig zu deuten. Diese Kaufberatung soll Euch den Flirt etwas erleichtern und Eure Blicke durch die rosa Brille auf das Objekt der Begierde etwas zielrichten – sofern es Euch auf eine längere Liaison ankommt!

Gehen wir einmal davon aus, dass Euch die vielfältige Bandbreite der verschiedenen Wesens- und Charakterzüge der Damen bereits aus den einschlägigen Heftchen à la Motor Klassik, Youngtimer oder ja sogar der nur im engsten Kreise ausgegebenen DIRAVI bereits bekannt ist und ihr Eure Vorliebe(n) bereits selbst analysiert habt. Es gibt ja nun sehr gutmütige Saugerinnen und Athenen – Pallas verspricht etwas mehr Luxus und diejenigen, die einen mit sanftem Tritt in den Allerwertesten vorwärts befördern können, schimpfen sich schon in der Geburtsurkunde mit den etwas ruppigen Namen „CX25 TRD Turbo 2“ oder „CX25 GTi Turbo“ und die quadratisch-praktisch-Ausführung hört auf den Namen „Break“.

Gehen wir des Weiteren davon aus, dass ihr Euren Flirt in Anwesenheit des Vorbesitzers absolvieren müsst, der natürlich eigentlich noch immer schwer verliebt ist und die CX eigentlich gar nicht abgeben möchte und Euch unablässig ihre Vorzüge vorbetet. Keine Kritik, ihr findet Euch vielleicht später in dessen Rolle! Eine Hebebühne findet sich auch nicht vor Ort. Eben der klassische Fall. Den Fall des berühmten wachgeküssten Dornröschens, im Fachjargon der berühmte „Scheunenfund“, sparen wir aus – denn dazu sind Kenntnis und Erfahrung wichtig wo und warum man denn seinerzeit der Prinzessin ihren Spindelstich versetzt hat.

Unter diesen Einschränkungen lassen sich die zu begutachtenden Punkte auf drei große Bereiche einschränken: Zustand der Karosserie, des Innenraumes, der Antriebseinheit und des Fahrwerks, denn wir gehen davon aus, dass eine Testfahrt möglich ist. Ist dem nicht der Fall ist vom Kauf ohne weitere Beratung tendenziell abzuraten.

Karosserie

Das Tüllkleid der Madame ist dünn konzipiert und im Durchschnitt wohl etwa 30-40 Jahre alt und sollte keinesfalls durchsichtig sein. Allgemeinplätze zum Lackzustand sparen wir ebenfalls aus und gehen von einem auf den ersten Blick rostfreien CX mit gut erhaltenem Lack auf den Sichtflächen aus, die schnell aufbereitet werden können. Um die „Problemzönchen“ zu inspizieren, öffnen wir Haube, Heckklappe und Türen und begutachten die Falze von oben nach unten. In der Regel ist an den im Normalzustand tiefsten Stellen Korrosion nicht unüblich. An der Spitze der Motorhaube und der Heckklappe (Berline sowie auch Break) und den unteren Türfalzen (oft auch durch eine Überdosis an Hohlraumfett verstopft und infolge infiziert). Hier kann Korrosion größere Investitionen erfordern. Ein Blick in den Motorraum sollte auf die Blechbereiche unterhalb der Batterie fallen. Durch austretende Säure wird hier oft der Lack angegriffen und das Blech korrodiert in Folge. Ein beherzter Ruckler an der Batterie verrät ob ausreichend Substanz vorhanden sein dürfte. Der Blick schweift dann nach oben auf die Radläufe zu den Befestigungen der Vorderachse. Hier existiert auch eine Blechdopplung, diese sollte möglichst korrosionsfrei sein.

Von hier aus geht es an den Innenraum. Hier hilft ein Blick unter den Fahrer- und Beifahrerteppich. Hier vorsichtig zu Werke gehen, da er an einigen Stellen einreißen kann. Lässt er sich nicht weit genug zur optischen Prüfung anheben, ersetzt eine vorsichtig über das Blech fahrende Hand den Blick. Durch die Hohlräume kommt es hier auch bei Standfahrzeugen gerne zu Rost. Im Innenraum arbeiten wir uns nach hinten vor, indem wir unterhalb der C-Säulenabdeckung nach Feuchtigkeit tasten und das bis unter die Dreiecksfenster auf der Hutablage fortsetzen. Oft lösen sich die Verklebungen der Scheiben und die eintretende Feuchtigkeit oder Nässe verursacht wiederum Korrosion. Bei Breaks muss der gleiche Bereich besonders inspiziert werden, auch hier leider meist unter Teppich oder Bezug. Hier kann die Nässe nicht nur von oben, sondern auch von unten her durch den Radkasten eindringen.

Weiter geht die Inspektion im Kofferraumbereich, bzw. auf der Ladefläche. Bei der Limousine sollten die beiden Filzstückchen sorgfältig gelöst werden und dort auf die von unten heraufwandernde Flächenkorrosion geprüft werden. Beim CX Break sollte der gesamte Bereich der Ladefläche untersucht werden und insbesondere der Abschlussbereich des Daches hinten samt Scharnieren der Heckklappe. Reparaturen in diesem Bereich sind recht aufwändig.

Limousinen mit Schiebedach sind eher selten, aber sofern diese Option vorhanden ist sollte unbedingt das Dach geöffnet werden und die Dachhaut von unten her mit den Fingern auf Rost untersucht werden. Steht hier die Feuchtigkeit aufgrund unzureichender Dichtwirkung wirkt sich das auch schnell aus. Reparaturen am Schiebedach sind ebenfalls als sehr aufwändig zu beurteilen, da bei Schweißarbeiten Interieur und Windschutzscheibe komplett ausgebaut werden müssen.

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Quellennachweis Artikelbilder: Julius Goldmann

Innenraum

Hier sind vor allem zwei größere Problembereiche ausschlaggebend für einen guten Zustand. Erstens sollte der Dachhimmel sich nicht von der Schale gelöst haben (typisches Problem der späten ersten Serie und der gesamten Serie 2 ohne Schiebedach). Sattler scheuen ein Beziehen aufgrund des zu saugfähigen Trägermaterials. Der Aufwand ist auch hier beträchtlich, da sämtliche bezogenen Verkleidungsteile ausgebaut, gereinigt und neu bezogen werden sollten.

Im Falle eines CX Serie 1 mit Chromstoßstangen sind die Türverkleidungen innen ein großes Manko, da Ersatz nicht existiert und sich die Verkleidungen kaum reparieren lassen. Sie neigen zu Verzug und Rissbildung, beides ist so gut wie irreversibel.

Abschließend sollten noch die Sitzbezüge als passabel bewertet werden. Gerissene Stoffe oder offene Nähte sorgen für den Verlust des H-Kennzeichens. Ersatz ist bei einer Reihe von Bezugsstoffen nicht verfügbar.

Die Serie 2 wartet mit werksseitig schon sehr fragilen Klappfächern auf dem Armaturenbrett auf – intakte Klappfächer sind eher die Ausnahme. Ebenso fragil sind die darüber liegenden Digitalanzeigen, die allein durch Temperaturschwankungen im Innenraum zu Bruch gehen können und nicht mehr anzeigen. Hier sollten Sie fairerweise dem Verkäufer keine Vorwürfe machen, Ersatz ist sehr teuer und meist gehen sie ohne Zutun bereits kaputt.

Antriebseinheit und Fahrwerk

Bei einer Probefahrt sollte auf die Funktion der üblichen Elemente geachtet werden. Runder Motorlauf, dichter Auspuff und so fort – hier unterscheidet sich ein CX nicht wesentlich von allen anderen Kraftfahrzeugen. Spezifisch ist jedoch sein Fahrwerk. Hier sollte man beim Anfahren und einem Lastwechsel auf Knackgeräusche achten – diese können auf defekte Traggelenke hinweisen. Einen Hinweis auf den Erhaltungs- und Pflegezustand kann die Einstellung der Lenkung geben. Wird keine Kraft auf das Lenkrad ausgeübt sollte der CX nicht wesentlich und abrupt eine Abdrift aufweisen.

Ein Schwachpunkt insbesondere bei längeren Standzeiten sind die hinteren Schwingarmlager. Sollten die hinteren Räder bereits einen sichtbaren Sturz aufweisen lässt das auf erhebliche Schäden deuten. Die Federung des CX lässt sich überaus grob testen, indem man im Motorleerlauf mit Einstellung „Fahrhöhe“ die Stoßstange nach unten drückt. Der CX sollte der Krafteinwirkung zwar nachgeben, sich aber anschließend wieder auf Niveau begeben.

Damit seid ihr nun ebenfalls auf Niveau für eine erste Besichtigung eures möglicherweise künftigen Schmuckstücks!

Bonne chance ! Qui cherche trouve !